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Dienstag, 24. Juni 2008 -
mein 1. Tag in Beykoz/Istanbul

8.10 Uhr - Flughafen Düsseldorf - nun ist es soweit, das Flugzeug startet Richtung Istanbul! Gut 2 1/2 Stunden Flugzeit liegen nun vor mir - Zeit, meinen Gedanken nach zu hängen. Was erwartet mich in Beykoz? Werde ich das Hundeelend überhaupt ertragen können? Mit 10-minütiger Verspätung erreichten wir dann den Flughafen Istanbul. Dort wurde ich dann bereits erwartet - was für ein Glück; denn mit einem Leihwagen wäre ich sicherlich mit dem dort herrschenden Autoverkehr restlos überfordert gewesen. Zunächst ging es dann kurz ins Hotel, das ganz in der Nähe des Tierheims lag. Leider sprach dort niemand englisch - und ich nicht türkisch! Aber Fatma, meine treue deutschsprachige Begleiterin, half mir in allen Situationen - und dazu mochte sie auch noch Hunde!

Auf der Fahrt zum Hotel war ich sehr erstaunt, keine streunenden Hunde zu sehen. Fatma erklärte mir dann, tagsüber seien die in der Hitze einfach irgendwo und kämen nur morgens und abends in die Stadt. - Was uns dann als erstes begegnete, war eine herrenlose Kuhherde, die einfach so auf der Landstraße unterwegs war. Angeblich gehen die dann abends auch wieder nach Hause. Schien zu stimmen, denn ich habe sie nicht noch einmal gesehen. Aber je näher wir dem Tierheim kamen, umso mehr streunende Hunde liefen dort herum. Einige lagen wie tot auf der Straße, aber offensichtlich schliefen sie nur auf dem heissen Straßenpflaster. Die dort fahrenden Autos schienen sie weder zu ängstigen, noch zu stören.

Das Tor zum Tierheim war verschlossen, aber es kam sofort jemand, und wir konnten bis vor das Verwaltungsgebäude fahren. Man erwartete mich bereits; denn für diesen Tag hatte ich mich freitags zuvor angemeldet, da ich sichergehen wollte, auch alle zuständigen Leute anzutreffen, um mit ihnen reden zu können.

Als ich ausstieg, wurde ich sofort von etlichen dort frei laufenden Hunden neugierig beschnuppert und freudig wedelnd begrüsst. Zunächst sah ja alles noch recht "harmlos" aus, denn viele Hunde befanden sich wohl wegen der Sonne und Hitze in den Schutzhütten bzw. hinter ihren Hütten. Diejenigen, die sich ausserhalb befanden, begrüssten mich laut bellend und lockten damit natürlich ihre Artgenossen ins Freie. Einige kamen sofort freudig nach vorne und versuchten, durch das Gitter Kontakt herzustellen. Ich bin dann auch in einige Zwinger hineingegangen, natürlich in Begleitung eines Pflegers. Dabei fiel mir auf, dass die Pfleger sofort beim Betreten der Zwinger von (fast) allen Hunden freudig schwanzwedelnd begrüsst wurden, wobei einige sofort an ihnen hoch sprangen. Dies ist für mich ein Beweis dafür, dass die Hunde keine Angst vor dem Personal haben. Bei mir waren nicht alle auf Anhieb so zutraulich, wenn ich aber mit ihnen sprach, kamen sie dann doch zu mir. -

In allen Zwingeranlagen befanden sich grosse Wasserkübel, in denen sich auch Wasser befand. (siehe linkes Foto) Diese kleinen Näpfe, die uns immer wieder leer auf Fotos präsentiert wurden, gibt es in den Zwingern nicht, sondern nur neben den Hütten. (siehe rechtes Foto)

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In einer grösseren Zwingeranlage waren nur Junghunde untergebracht, von denen die meisten wohl schon als Welpen dort angekommen sind. Diese waren alle noch nicht kastriert. Der Tierarzt erklärte mir, dass er diese Hunde erst dann kastriert, wenn sie mindestens 1 Jahr alt sind. - In einem anderen Zwinger befanden sich nur Welpen. Hier stand eine grosse Schüssel mit Welpen-Trockenfutter und natürlich auch Wasser, und der Zwinger war komplett mit Zeitungspapier dick ausgelegt. - Wieder in einem anderen Zwinger befanden sich nur Hunde mit 3 Beinen. Sie hatten alle wohl einen Unfall und sollen dort für immer bleiben.

Was mich dann besonders traurig stimmte, waren die angeketteten Hunde. Auf dem Gelände befinden sich viele einzelne Hundehütten aus Holz vor denen dann jeweils ein Hund angekettet ist. Neben den Hütten findet man dann auch diese bereits erwähnten Wasserschüsseln, die tatsächlich teilweise leer waren. Auf meine Bitten hin, wurden diese sofort wieder gefüllt. Aber die Hunde tranken nicht, was wohl ein Zeichen dafür war, dass sie keinen Durst hatten. Man versicherte mir, dass diese Schüsseln ebenfalls morgens und abends gefüllt würden, nur würden die Hunde diese oft umkippen - was ich dann im Laufe des Tages auch selbst feststellen konnte. Die meisten dieser angeketteten Hunde tragen vernünftige breite Lederhalsbänder, so dass hier keine gesundheitliche Gefahr besteht. Leider gab es aber auch Hunde, die Kettenhalsbänder trugen. Mir wurde dann erklärt, man habe keine passenden Lederhalsbänder mehr - aber bereits neue bestellt. Es gab auch kleine Zwinger, in denen jeweils nur ein oder zwei Hunde untergebracht waren, die lt. Erklärung nicht sozialverträglich sind.

Weiter gibt es dort in dem angrenzenden Wald noch eingezäunte Gehege, in denen sich ebenfalls viele Hunde befinden. Leider gibt es hier nicht für alle Hunde eine Schutzhütte oder aber zumindest eine ausreichend grosse für viele Hunde gemeinsam. Dies erklärt wahrscheinlich auch, warum es hier zu Todesfällen kommt, wenn evtl. Hunde solch eine Hütte als ihr Eigentum verteidigen.

Auf dem Gelände selbst laufen auch etliche Hunde einfach so frei herum. Zwei von ihnen haben mich dann überall hin begleitet.

Rund ums Tierheim gibt es dann viele frei lebende Hunde, die dann auch mal gelegentlich ins Tierheim kommen, wenn gerade das Tor aufgeht. Sie werden dann auch nicht verscheucht, man lässt sie einfach.

Alle Hunde sahen nicht unterernährt aus. Auch konnte ich keinen Hund entdecken, der (wie ja vielfach behauptet) mit Zecken übersäht war. Allerdings gab es einige Krankheitsfälle, - wie man mir sagte, handelte es sich dabei um Neuzugänge. Ich denke, etliche von diesen Hunden hatten in ihrem Leben schon mal ein Zuhause und wurden dann einfach irgendwann als lästig und überflüssig ausgesetzt - dies gilt meines Erachtens besonders für die dort anwesenden so genannten "Kampfhunde", - Einige Hunde schienen bereits sehr alt zu sein und man versicherte mir, sie würden dort bleiben. -

Alle Zwinger machten einen sauberen und ordentlichen Eindruck, waren nur meines Erachtens teilweise einfach zu voll.

Nach diesem mehrstündigen Rundgang gesellte sich dann der Tierarzt und der Koordinator zu uns, und nun begann die Besichtigung sämtlicher Gebäude. Da gab es zunächst die Küche, in der das Futter gekocht wird (ein Gemisch aus Brot und Fleisch). - Daran anschliessend befindet sich ein kleines Kühlhaus. Hier waren grosse Boxen mit Fleischmett gestapelt. - Auf dem Gelände selbst gab es dann noch so was wie eine offene Zeltanlage. Hier lagerte der gesamte Brotvorrat. Und zwar sind hier jeweils 2 kleine Brote in einer Alufolie eingeschweisst. Diese werden dann je nach Bedarf ausgepackt und in Tonnen aufbewahrt. -

In einem weiteren Gebäude befindet sich ein kleines Krankenhaus mit einem OP-Raum und zwei verschiedenen Quarantänestationen. In einer sind kleine Boxen, in die die Hunde nach der Kastration gesetzt werden. Hier befand sich 1 Hund. Dann folgt eine etwas grössere Station. Hierher bleiben die Hunde dann anschliessend noch ca. 5 bis 7 Tage. Hier befanden sich 2 Hunde. - Der OP-Raum ist mehr als spartanisch eingerichtet, wohingegen die Apotheke gut bestückt war. Hier wurden auch Futtersäcke mit speziellem Trockenfutter aufbewahrt. Dies bekommen die Hunde, die das Brot-Fleisch-Gemisch nicht vertragen.

Dann gibt es da ja noch das Verwaltungsgebäude, welches man zum Teil auf dem Foto sehen kann. In dem dortigen Büro trafen wir uns dann alle zu einer Besprechung. An dieser nahm dann auch der Herr Vize-Bürgermeister Ihsam Öksüz teil. Ich hatte um seine Teilnahme gebeten, damit ich auch einmal seine Version und seine Stellungnahmen hören konnte. Die des Herrn Bürgermeister Muharrem Ergül kannte ich ja bereits aus unserem Gespräch hier in Deutschland.

Ich habe hier noch einmal all die Schreckensmeldungen zur Diskussion gestellt, die mich so im Laufe der Zeit erreicht haben mit den entsprechenden Bildern dazu. Teilweise waren diese Dinge bereits bekannt, teilweise nicht. Jedenfalls waren alle erstaunt und teilweise sogar entsetzt. Und alle beteuerten, dass dies alles nicht der Wahrheit entspreche. Natürlich versuchte ich es auch mit "Ursachenforschung" - und hier gab es dann viele verschiedene Versionen. Hier nur ein paar Beispiele: politischer Hintergrund (man möchte den Bürgermeister schlecht machen, damit er die Wahlen im Mai 2009 nicht wieder gewinnt) - verlorengegangene finanzielle Vorteile - gekränkter Stolz und verletzte Ehre usw. - Was mir auffiel, war die Tatsache, dass hier niemand "schlecht" über irgendwelche Personen sprach. Man hielt sich allgemein an Fakten. - Natürlich haben wir auch darüber diskutiert, wie denn eine partnerschaftliche Zusammenarbeit hier aussehen könnte.

Ferner habe ich das Thema "einfangen und wieder auswildern" zur Sprache gebracht. Wie mir erklärt wurde, bereitet das "Wieder- Auswildern" erhebliche Schwierigkeiten. Die angrenzenden Wälder sind wenig geeignet, da es dort weder Futter noch Wasser gibt, und die schwächeren Hunde würden dort sterben, während die stärkeren wieder in die Stadt kommen würden. Und oftmals wisse man auch gar nicht, wo diese Hunde aufgegriffen wurden, so dass man sie auch nicht einfach irgendwo aussetzen könne. Denn dann bestehe die Gefahr, dass es zu Rivalitäten unter den Hunden kommt, was auch die Menschen dann gefährdet. Auch könne man nicht einfach Gruppen aus der Stadt einfangen, denn dann würden andere nachrücken. Und diese Neuen müssten sich dann erst wieder zurechtfinden - und in solchen Fällen wäre es schon oft zu erheblichen Behinderungen der Bevölkerung gekommen. So wird wohl dort überwiegend nach dem Grundsatz "sterilisieren, impfen und am Leben erhalten" verfahren. - Also wohl auch ein Thema, das auf Dauer einer Lösung bedarf.

Nach dieser Besprechung gingen die Pfleger dann los, um die Hunde zu füttern. Ich habe dann noch einmal alleine einen Rundgang gemacht und teilweise bei der Futterverteilung zugeschaut. - Am frühen Abend habe ich mich dann verabschiedet, mit dem Versprechen "wiederzukommen".


Nun stand ein Rundgang sowie eine Rundfahrt durch Beykoz auf dem Plan. Und nun waren sie allerorts zahlreich zu sehen - diese vielen so genannten Streunerhunde. Teilweise waren sie alleine, teilweise in kleinen Gruppen unterwegs oder sie lagen einfach irgendwo auf dem Bürgersteig herum, so zum Beispiel auch vor Geschäftseingängen usw. - Es gab tatsächlich kaum eine Strasse, in der keine Hunde zu sehen waren. Und irgendwie schienen die sich dort alle so wie Zuhause zu fühlen. Ich konnte auch beobachten, dass diese Hunde teilweise sogar von Geschäftsinhabern gefüttert wurden. Vielleicht lagen deshalb so viele friedlich schlafend vor Geschäften? Allerdings konnte ich auch beobachten, dass es ein paar Leute gab, die ganz massiv diese Hunde vertrieben. Aber die Mehrzahl schien diese Hunde gar nicht mehr wirklich zu registrieren - offensichtlich waren sie zur Gewohnheit geworden. Viele von diesen Hunden trugen Ohrmarkierungen, waren also kastriert, geimpft und markiert.




 


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